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  BEMERKENSWERTE
FILME
AUS DEM JAHRE
1942
 
Die goldene Stadt
 
 
 
TRENNER
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Das – mit Nazi-Propaganda untermalte – Rührstück schildert die Sehnsucht von Anna, der Tochter des deutschen Moldau-Bauern Jobst, nach Prag, der goldenen Stadt, aus der ihre Mutter stammte. Der strenge Vater versucht, ihr diese Gedanken auszutreiben. Ingenieur Leidwein aus Prag leitet die Drainagearbeiten im nahen Moor. Er verstärkt Annas Sehnsucht mit Schilderungen und Bilderbüchern von Prag. Anna nutzt die Abwesenheit von Vater und Knecht Thomas, dem sie versprochen ist, aus, um nach Prag zu reisen. Dort verliebt sie sich in ihren leichtlebigen tschechischen Vetter Toni, der nur auf den Hof des Bauern Jobst spekuliert. Anna bleibt in Prag und wird enterbt, weshalb Toni kein Interesse mehr an dem nun von ihm schwangeren Landmädchen hat. Anna reist zurück, platzt in die Verlobungsfeier ihres Vaters und sucht, wie Jahrzehnte zuvor ihre Mutter, den Tod im Moor.
 
Der Film war Teil einer Kampagne zur Bekämpfung der Landflucht, die als eine der größten Gefahren für das nationale Leben betrachtet wurde. Die Stadt ist die Antithese der staatlichen Blut-und-Boden-Ideologie. Die bäuerliche Hoffamilie wird in einem mythologischen und völkischen Vokabular dargestellt als Bastion der Volksgemeinschaft.
 
 
Darsteller
 
Besprechung
 
Review aus dem
Online-Magazin
«DVDrome»

 
 
TRENNER
 
 

     
Produktionsgesellschaft:
Universum Film AG (Ufa), Berlin
 
Regie: Veit Harlan
 
Produzent: Hans Conradi
 
Drehbuch:
Alfred Braun, Veit Harlan
nach dem Schauspiel «Der Gigant»
von Richard Billinger
 
Kamera: Bruno Mondi
 
Schnitt: Friedrich Karl von Puttkamer
 
Ton: Bruno Suckau, Gustav Bellers
 
Bauten: Erich Zander, Karl Machus
 
Musik: Hans-Otto Borgmann
nach Motiven von Smetana
 
Herkunftsland: Deutschland
 
Genre: Melodrama
 
Farbfilm (Agfacolor)
 
Laufzeit: 104 Minuten
 
Auszeichnungen Venezia 1942:
Premio Presidenza della
Camera internazionale del film
per la qualità del colore
Coppa Volpi a
Kristina Söderbaum
per la migliore attrice
 
 
BILD
 
 
 
 
 
 
 
 
 
BILD
 
 

TRENNER
 

     
Darsteller:
 
Rollen:
 
Kristina Söderbaum Anna Jobst
Eugen Klöpfer Bauer Melchior Jobst
Lieselotte Schreiner Wirtschafterin Maruschka
Rudolf Prack Großknecht Thomas
Paul Klinger Ingenieur Christian Leitwein
Annie Rosar Annas Tante Frau Opferkuch
Kurt Meisel Toni Opferkuch
Dagny Servaes Lilli Tandler
Hans Hermann Schaufuß Ingenieur Nemetschek
Ernst Legal Bauer Pelikan
Inge Drexel Magd Julie
Walter Lieck Julies Bräutigam Ringl
Frida Richard Frau Amend
Valy Arnheim Notar Alois Wengraf
Max Rosenhauer Wortführer der Kleinbauern
Maria Hofen Bäuerin
Else Ehser Dienstmagd bei Anna Jobst
Hugo Flink Briefträger in Prag
Robert Forsch Kutscher bei Jobst
William Huch alter Dorfwirt
Maria Loja Köchin im «Goldenen Löffel»
Hans Sternberg Gast bei Jobsts Verlobungsfeier
Alfred Karen Sitznachbar in der Opernloge
 
Conrad Curd Cappi
Joseph Dahmen
Emmerich Hanus
Karl Harbacher
Louis Ralph
Josef Reithofer
Ernst Rotmund
Franz Schöber
Walter Schramm-Duncker
Rudolf Vones
Josef Holzer
Josef Hustolis
Jaromir Krejci
 
Bauern und Kleinbauern
des Dorfes

 
TRENNER

 
Die goldene Stadt wurde von Veit Harlan, dem Regisseur von Jud Süß, gedreht und gilt wohl zu Recht als Nazi-Propagandafilm. Der Mythos von Blut und Boden bestimmt den Film, das großdeutsche Reich wird abgefeiert. Der Film bringt ideologisch fragwürdiges Material unter der Oberfläche eines glatten Melodramas. Andererseits war es der erste deutsche Film, der technisch wirklich ausgereift war, durch seine besondere Farbgebung bestach und dafür 1942 den Preis des Präsidenten der Internationalen Filmkammer an der «Manifestazione internazionale d’arte cinematografica» in Venedig bekam.
 

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Die Aufnahmen für Die goldene Stadt, den zweiten deutsche Farbspielfilm, wurden in Babelsberg, in der Holsteinischen Schweiz, in Prag und Umgebung, in der Prager Oper und in der Umgebung von Bautzen gemacht. Die Uraufführung fand im Rahmen der «Manifestazione internazionale d’arte cinematografica» am 3. September 1942 in Venedig statt. Nach Kriegsende wurde der Film von den Alliierten Militärbehörden verboten, zusammen mit 207 anderen von insgesamt 1363 Filmen aus der Nazizeit. 1954 wurde eine durch die «Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft» gekürzte Fassung zur Aufführung in der BRD freigegeben.
 

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Veit Harlan hatte sich bereits im März 1933 in einem Interview im «Völkischen Beobachter» offen zum Nationalsozialismus bekannt. Im Film sah er die beste Möglichkeit dem System ideologisch zu dienen, weshalb er 1934 ins Filmgeschäft einstieg, das er in den folgenden Jahren als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent entscheidend mitprägte. 1937 erhielt er den «Nationalen Filmpreis» und stieg dank Goebbels Protektion in die Starriege der Filmregisseure auf.
 

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1938 suchte Harlan eine Hauptdarstellerin für sein neues Projekt Jugend und fand sie in der schwedischen Kunststudentin und Schauspielschülerin Söderbaum, die künftig nicht nur in seinen Filmen die Hauptrolle spielen sollte, sondern auch in seinem Privatleben. Nachdem sie zunächst nur als seine Geliebte fungierte, konnten beide nach Harlans Scheidung ihr Verhältnis legalisieren und 1939 heiraten. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor.
 

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Kristina Söderbaum verkörperte perfekt den von den Nationalsozialisten propagierten Idealtyp der deutschen Frau mit blondem Haar, blauen Augen und einer kindlich-hellen Stimme. Harlan machte seine Frau zum Star und ließ sie unzählige tragischen und melodramatischen Rollen spielen, die ihr Leben oft im Wasser oder im Moor aushauchten, was Kristina Söderbaum den Spitznamen «Reichswasserleiche» einbrachte. Trotz Mittelmaß, war sie eine der erfolgreichsten Filmschauspielerinnen der 40er Jahre. Für ihre Rolle als Anna Jobst im Melodrama Die goldene Stadt erhielt Kristina Söderbaum an den «Manifestazione internazionale d’arte cinematografica» 1942 in Venedig die «Coppa Volpi» als beste Darstellerin.
 

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Unter Harlans Regie entstanden auch zwei monumentale Heldenepen, in denen er sein handwerkliches Geschick für große historische Themen eindrucksvoll unter Beweis stellte: Der große König (1941) über den Preußen-König Friedrich II. mit Otto Gebühr in seiner Paraderolle, sowie der bis dahin teuerste Film der deutschen Filmgeschichte, Kolberg (1944/45), über den heldenhaften Krieg der Preußen gegen die Armeen Napoleons. Wegen der katastrophalen Kriegswirren in Deutschland fand die Uraufführung von Kolberg in der französischen Atlantik-Festung La Rochelle statt.
Nach dem Krieg wurde Harlan mehrere Male verhaftet und vor Gericht gestellt. Trotz der schweren Vorwürfe wurde er schließlich in allen Prozessen freigesprochen und konnte 1951 sein Comeback als Regisseur feiern.
 

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Review aus dem DVD-Online-Magazin «DVDrome»
(mit kleinen Änderungen und Kürzungen)
 
Ein Melodram auf ideologischen Abwegen!
 
Das Lexikon des internationalen Films hält zu Veit Harlans 1942, eine Zeit, als in Deutschland hauptsächlich Propaganda-Filme für die NS-Ideologie hergestellt wurden, gedrehtem Film Die goldene Stadt fest:
„Die Tochter eines deutschen Moldau-Bauern, durch das großstädtische Treiben in Prag verunsichert, vergisst ihren Verlobten und lässt sich mit einem leichtfertigen tschechischen Vetter ein. Sie kehrt schwanger in die Heimat zurück, wird vom Vater verstoßen und sucht den Tod im Moor.
Harlan drehte nach dem Bühnenstück «Der Gigant» von Richard Billinger ein optisch hervorragendes Melodram, in dem trübe Blut- und Boden-Ideologie und die Diskriminierung «slawischer Untermenschen» eine unselige Verbindung eingingen. Auch die nach 1945 in den bundesdeutschen Kinos angebotene gekürzte Fassung konnte die NS-Tendenz nicht verleugnen.”
 
In dieser kürzeren Fassung, die von den übelsten verhetzenden Szenen befreit wurde, ist Veit Harlans Werk jetzt auf DVD erschienen. Eine vollständige Version wäre auch kaum veröffentlichbar, da sie beschlagnahmt würde. Es gehört schon ein wenig Mut dazu Die goldene Stadt und auch Der große König herauszubringen. Aber im Zusammenhang mit einer Auseinandersetzung über die deutsche Filmgeschichte - gerade auch während des Dritten Reiches - sind die Filme Harlans unerlässlich und so darf man e-m-s dafür danken, dass drei von ihnen nun auf modernem Medium verfügbar sind. Während einer Sichtung des Melodrams Die goldene Stadt offenbart sich, wie schwierig eine angemessene Betrachtung Harlans ist. Zum einen schildert der Film ganz unverhohlen eine Geschichte, die sich die NS-Ideologie von der Kraft des Landes und dem schädlichen Einfluss der Stadt zu eigen macht. Selbst wenn aus heutiger Sicht eine Verherrlichung der ländlichen Region gepaart mit einer Stadtkritik, die dort das leichte Leben ohne Moral verortet, nicht automatisch problematisch ist, so darf auf keinen Fall vergessen werden, dass während der damaligen Zeit im Zusammenhang mit anderen Propaganda-Instrumenten ein Klima geschaffen wurde, das eine Interpretation eindeutig in diese Richtung lenkte. Es ist also weder nötig, noch sinnvoll Die goldene Stadt von ideologischen Tendenzen frei zu sprechen. Gleichzeitig stellt der Film aber, und das ist auch gerade das Wesen der Propaganda, ein optisch und inszenatorisch eindrucksvolles Melodram dar. Harlan ist ohne Zweifel ein ausgesprochen fähiger Regisseur gewesen. Geschickt streut er bereits zu Beginn Konflikte ein, wenn sich die Tochter des Bauern mit ihrem Vater streitet. Man ist zunächst auf ihrer Seite, als sie ohne das Wissen der Familie nach Prag fährt. Wie sie macht man während des Films aber einen Lernprozess durch, indem man erkennen muss, dass der Ausbruch in den Moloch Stadt üble Folgen hat. Während die Tochter am Ende stirbt, kann man als Zuschauer jedoch erleichtert nach Hause gehen und die gelernte Lektion beherzigen. Vor allem das Schlussbild, das den Grabstein der Tochter in einem in voller Frucht stehenden Roggenfeld zeigt, das zuvor ein Moor gewesen ist, bietet eine beeindruckende Suggestionskraft, die ihresgleichen sucht. Wenn man bereit ist, den ideologischen Unterbau einmal beiseite zu lassen, muss man anerkennen, dass Die goldene Stadt ein ausgezeichnetes Melodram ist, ein sehenswertes Produkt aus einer dunklen Zeit, mit dem man sich auseinandersetzen muss.
 
Die goldene Stadt ist einer der ersten deutschen Farbfilme überhaupt. Ein wenig ausgeblichen ist das auf DVD präsentierte Ergebnis natürlich, aber dennoch kann man e-m-s nur bescheinigen, ganze Arbeit geleistet zu haben. Die Farben erstrahlen recht ordentlich und bieten zum Beispiel während des gezeigten Festes ein wunderschönes, buntes Panorama. So muss das sein. Die übrige Qualität des Bildes ist natürlich nicht so gut. Die ramponierte Vorlage weist auch nach digitaler Bearbeitung noch viele Kratzer und einige Dreckspuren auf. Auch stehende und andere Rauschmuster sind zu finden. Da hat die Bearbeitung ihre Spuren hinterlassen. Dafür liefert die DVD eine wirklich ordentliche Schärfe, über die man sich angesichts des Filmalters nicht beschweren kann. Alles in allem ist die Bildqualität, berücksichtigt man die Begleitumstände, ordentlich geraten.
 
Der deutsche Mono-Ton erschallt weitgehend klar aus den Lautsprechern, wobei man natürlich keine heutigen Maßstäbe ansetzen darf. Bei Szenen mit größerem Trubel schwimmen die einzelnen Tonfetzen ineinander, so dass man nicht mehr alles verstehen kann. Außerdem schnarrt er ein wenig in den Höhen. Aber besser geht es einfach nicht und da es keine wirklich großen Probleme gibt, Rauschen kaum vorhanden ist, kann man das zu Beanstandende vernachlässigen.
 
09.12.2002 Stefan Dabrock
 
 

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