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BEMERKENSWERTE FILME AUS DEM JAHRE 1942 Woman of the Year |
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Außenpolitik ist die Passion der prominenten Kolumnistin Tess Harding. Von Sport hält sie wenig bis gar nichts. Für Sam Craig von der Sportredaktion dagegen sind alle Politiker nur Schwätzer und Intriganten. Beide äußern ihre Meinungen prononziert in Artikeln und entfachen so eine zeitungsinterne Schreibschlacht. Aber bei der ersten persönlichen Begegnung verlieben sie sich ineinander. Tess geht mit Sam zum Baseballspiel. Er holt sie ab vom Frauenkongress. Und bald schon sind sie ein glückliches Paar, auch wenn der Abend des Hochzeitstages im Desaster zu enden droht. Wie dann noch Tess «Frau des Jahres» wird, vereinnahmt öffentliche Aufmerksamkeit seine Frau mehr und mehr. Sam erträgt das nicht, und so mehren sich die Streitereien. Die Ehe mit dieser Tess Harding, die von der Prominenz aus Politik und Kultur umschwärmt wird, ist in seine Augen alles andere als gemütlich . . . Übers Ganze gesehen: Eine Komödie mit perfekt agierenden Darstellern, mit einer witzigen Story, mit scharfen Dialogen und mit einer ausgewogenen Balance von Komik und Romantik. Aber auch Tess emanzipierter Lebensstil und Sams nicht allzu konservativen Vorstellungen über die Rolle der Frau machen daraus noch keinen «frühen feministischen Film». Woman of the Year war der Start für eine der erfolgreichsten Paarungen von Stars der Filmgeschichte. Katharine Hepburn und Spencer Tracy ergänzten sich perfekt. Acht weitere gemeinsame Filme entstanden. |
| Darsteller und Rollen |
Besprechung in Englisch |
Obituary notice for K. Hepburn |
Nachruf auf K. Hepburn |
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| Company: Metro-Goldwyn-Mayer Directed by: George Stevens Produced by: Joseph L. Mankiewicz Sound Departement: Douglas Shearer Art Direction by: Cedric Gibbons Randall Duell Writers: Ring Lardner jr. and Michael Kanin Cinematography by: Joseph Ruttenberg Film Editing by: Frank Sullivan Art Direction by: Cedric Gibbons Set Decoration by: Edwin B. Willis Sound Department: Douglas Shearer Original Music by: Franz Waxman Country: USA Genre: Komödie Black and white movie Runtime: 108 min Release Date: 19 January 1942 Academy Awards, Oskar 1943: Won for Best writing: Lardner & Kanin Nominated for Best actress in leading role: Hepburn |
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Die Frau, von der man sprach Katharine Hepburn war Hollywoods emanzipiertester Star. Ein Nachruf von Robert Weixlbaumer. Berliner Zeitung, 01.07.2003 Der erste Hollywoodauftritt war ein Desaster: „Dafür bezahlen wir fünfzehnhundert Dollar die Woche!? ”, wütete das Empfangskomitee, als Katharine Hepburn im Juli 1932 in Los Angeles aus dem Zug stieg. Sie habe ein Pferdegesicht; man bräuchte Tonnen von Make-up, um ihre Sommersprossen zu überdecken, klagte man in den RKO-Studios. Der Regisseur George Cukor verglich Katharine Hepburn nach Ansicht von Probeaufnahmen sogar mit „einer Boa Constrictor auf Diät”. Zur Bestürzung der PR-Verantwortlichen lief der angehende Star in jeder freien Minute in Schlabberhosen herum. Die anvisierte Hollywoodkarriere schien ein riesiger Irrtum. Dass Hepburn schon als Kind Schauspielerin werden wollte, begeisterte die Eltern zwar nicht, aber sie ließen Katharine gewähren – wie sonst auch. Hepburn wurde am 12. Mai 1907 in Hartford, Connecticut, geboren. Sie entstammte einer reichen Ostküsten-Familie von Akademikern und Freidenkern, in der auf Gleichberechtigung großer Wert gelegt wurde. Die Mutter war eine berühmte Frauenrechtlerin, der Vater ein fortschrittlicher Arzt; Selbstbewusstsein war die Mitgift der Tochter. In einer früh geschlossenen Ehe diktierte Kate die Regeln; sie kümmerte sich eifrig um ihre Karriere und nicht allzu viel um den Gatten. Doch erst ein Auftritt im Amazonenkostüm machte einen Agenten auf Hepburn aufmerksam; ihre schönen Beine brachten sie nach Hollywood. Bei RKO sollte sie als Glamour-Star aufgebaut werden, als Konkurrenz zu Greta Garbo und Marlene Dietrich – eine gründliche Fehlkalkulation, denn androgyne Rollen standen der Hepburn zunächst besser als glamouröse. Sensiblere Regisseure betonten denn auch die burschikosen Züge der sportlichen Kate. In Cukors Verfilmung von Mary Louise Alcotts Roman Little Women (1933), einer der größten Kinoerfolge ihrer Anfangsjahre, wirbelt Hepburn als Mädchen Jo durchs Bild, möchte wie der Vater in den Bürgerkrieg ziehen und lieber Schriftstellerin als Hausmütterchen werden. Jos kleine Revolte endet zwar brav mit einem Heiratsantrag, doch es wird deutlich, dass die junge Frau auch in der Ehe die Stärkere bleiben wird. Solche Doppelspiele innerhalb konservativer Erzählungen wurden Hepburns eigentliches Metier: Im selben Jahr sieht man sie im Drama Christopher Strong im Kino. Regie führte Dorothy Arzner, die als Lesbierin selbst eine Ausnahme im männerdominierten Filmgeschäft war. Hepburn spielt eine ehrgeizige Rekordfliegerin, die eine Affäre mit einem verheirateten Mann beginnt. Ihren schönsten Auftritt hat sie als ganzkörpergepanzerter Fetisch in einem hautengen Paillettenkleid. Wieder siegt im Kino die Moral der Zeit, doch selbst der bizarre Selbstmord, mit dem Hepburns Figur für den Ehebruch bezahlen muss, dokumentiert noch weibliche Überlegenheit: Sie stirbt in ihrem Flugzeug, beim Aufstellen eines Weltrekords. – Bei den Dreharbeiten zu Christopher Strong lernte Hepburn auch den schwerreichen Filmproduzenten Howard Hughes kennen. Die beiden sind ein perfektes Paar: Sie teilen Egoismus, Überempfindlichkeit und eine Leidenschaft für Luxus. Noch lange nach der Trennung blieb die Hepburn Hughes Vertraute. Zwischen Engagements in durchschnittlichen Melodramen und Historienfilmen trieb Hepburn die aufregende Geschlechtersubversion mit ihrem schwulen Mitverschwörer George Cukor weiter: In Sylvia Scarlett (1936) verdreht sie in einer Hosenrolle Männern und Frauen den Kopf und küsst eine Verehrerin auf den Mund. Zu viel des Guten: Das zeitgenössische Publikum wandte sich ratlos ab. Hepburn sammelte zwar Oscars (mit vier Trophäen und zwölf Nominierungen hält sie einen einsamen Rekord) und gewöhnlich auch Jubelkritiken ein, doch sie konnte keinen Film allein tragen. Ähnlich unruhig verlief ihre Theaterkarriere. Als sie 1933 am Broadway auftrat, giftete Dorothy Parker: „Hepburn führte die ganze Skala ihrer Ausdrucksfähigkeit vor, von A bis B. ” Eine neue Chance bot sich, als man der Hepburn in Screwball-Komödien einen anderen Frauentyp auf den Leib schrieb. Kate begann als rebellische Upper-Class-Figur ein zweites Kinoleben: Stage Door (1937), Bringing Up Baby (1938) und Holiday (1938) kombinierten ihre naserümpfende Frechheit mit dem Charme von Filmpartnern wie Cary Grant. Doch auch diese Filme entsprachen nicht dem Zeitgeschmack: Hepburns Modernität schien das Publikum mehr zu ängstigen als zu amüsieren. Howard Hawks Bringing Up Baby fand trotz guter Kritiken nur mäßigen Publikumszuspruch. Hepburn galt als «Kassengift» – genau wie die Garbo, Marlene Dietrich, Joan Crawford und Fred Astaire. Die Karriere schien beendet. Der Film, der sie zurückbrachte, hieß The Philadelphia Story (1940), vom lebenslangen Freund George Cukor inszeniert. Es wurde die eleganteste aller Screwball Comedies, vielleicht auch weil sich Hepburn in der Rolle der eisgekühlten Millionärstochter, die den Falschen heiraten will, so nahe war. Auf das triumphale Comeback folgte gleich die nächste Image-Transformation. Hepburn hatte ihre Karriere in den frühen 30er-Jahren begonnen, als sich die Studios unter konservativem Druck für eine massive Selbstzensur entschieden hatten. Notgedrungen trug sie diese Entwicklung in ihren Rollen mit: von der kurzen, wilden Feier der Freiheit in den 30ern zur Zementierung des American Way of Life. Eine von Hollywoods berühmtesten Liebesgeschichten wurde zum Spiegel dieser Entwicklung: Mehr als 25 Jahre waren Spencer Tracy, der Quartalssäufer, und die leicht reizbare Hepburn ein Paar. Wieder konnte man ein Doppelspiel beobachten: Tracy war katholisch und verheiratet; er lehnte eine Scheidung ab und bestand auf extremer Diskretion nach außen. Zugleich inszenieren die insgesamt neun gemeinsamen Filme – von Woman of the Year (1942) bis hin zu Guess Who’s Coming to Dinner (1967) – aber nichts Anderes als die Liebesbeziehung von Tracy und Hepburn. „Ich fürchte, ich bin ein bisschen zu groß für Sie, Mr. Tracy ”, soll Hepburn bei der ersten Begegnung gesagt haben. Als Tracys Replik wird kolportiert: „Ich stutze Sie schon auf die richtige Größe. ” Der Überschuss an weiblichem Selbstbewusstsein, den Hepburns Auftritte noch in die späten Filme einbrachten, ließ sich allerdings nicht mindern. Was für ein Querkopf die Hepburn war, lässt sich auch aus ihrem Erinnerungsband «African Queen – oder: Wie ich mit Bogart, Bacall und Huston nach Afrika fuhr und beinahe den Verstand verlor» und der Autobiografie «Ich» herauslesen. Die Texte sind gnadenlos detailverliebt und erstaunlich offenherzig. Würde so viel Intimität wirklich einen Leser verstören, wäre es der Hepburn wohl gleichgültig gewesen: „Wenn man alle Regeln befolgt, entgeht einem all der Spaß! ” war eine ihrer Maximen. Katharine Hepburn starb am Sonntag im Alter von 96 Jahren in ihrem Haus in Old Saybrook, Connecticut. |
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